Der Schwarm

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Seit die Industrialisierung praktisch den ganzen Globus erfasst hat, begleitet uns Urheber:innen dieser Umwälzung die Sorge, dass die ausgebeutete Natur irgendwann zurückschlagen wird. Spätestens mit dem Klimawandel ist aus dieser vagen Angst eine höchst begründete geworden. Neue Aktualität hat in diesem Zusammenhang auch Frank Schätzings 2004 publizierter Öko-Thriller Der Schwarm erlangt, in dem sich abnormes Verhalten von Meerestieren so auffällig häuft, dass Wissenschaftler:innen aus aller Welt zu einer alarmierende These kommen: Eine zuvor unbekannte maritime Intelligenz greift die Menschheit frontal an. Über die Verfilmung von Schätzings Bestseller wurde in Hollywood und Europa lang verhandelt; nun liegt sie als aufwändige achtteilige Serie vor, die ein Verbund von TV- und Streaminganbietern unter Federführung des ZDF realisiert hat. Sie puzzelt in den ersten Folgen die beunruhigenden Phänomene in aller Welt mit einem internationalen Cast in der Rolle der Forscher:innen zusammen: Cécile de France stösst in Saint-Jean-de-Luz auf Langusten mit einem tödlichen Virus, Barbara Sukowa muss als Leiterin eines Kieler Instituts am Bildschirm mitansehen, wie eines ihrer Schiffe in einem unerklärlichen Strudel versinkt und wie Léonie Benesch (Das Lehrerzimmer) als ihr aufmüpfiges Nachwuchsküken auf den Shetlandinseln in einen Tsunami gerät, während Wale vor der kanadischen Pazifikküste Boote versenken und in Südafrika Millionen von Krabben an Land gehen. Der wissenschafts-detektivische Wettlauf gegen die Zeit führt an spektakuläre Schauplätze und lässt das globale Teamplay der Forschung erahnen, in dem wirtschaftliche Interessen und persönlicher Ehrgeiz, Sympathien und Animositäten gefährlich zentrale Rollen spielen. Spannend zudem, wie die Sience-Community an der Politik aufläuft und schliesslich auf eigene Faust eine Expedition ins arktische Meer unternimmt, wo die fremde Schwarmintelligenz sie an ihre Grenzen bringt. Die Serie wurde bei der Premiere in der gekünstelt wirkenden deutschen Fassung teils ungnädig aufgenommen, doch die englische Fassung, die inklusive Akzente auch zur internationalen Sprache der Wissenschaft, Wirtschaft und Politik passt, überzeugt ungleich mehr. So oder so ist Der Schwarm/The Swarm ein visuelles Ereignis und eine starkes Manifest für die Dringlichkeit der ökologischen Wende.